Gekaufte Blogger

Mit Social Software und User Generated Content lässt sich Geld verdienen. Manche Unternehmen haben kein Geschäftsmodell, doch andere machen einen dreistelligen Millionenumsatz. Zumeist gehen jedoch die Content-Produzenten, also die Blogger, User oder Bild- und Video-Erzeuger, leer aus.

Wie Blogger für ihre Arbeit entlohnt werden können, gibt es verschiedene Ansätze: Sponsoring, klassische Banner, Google-Text-Ads mit Pay-per-Click-Bezahlung, Werbung / Banner in RSS-Feeds und Angebote wie z.B. Blogads.com, wo Anzeigen zu Festpreisen gezielt auf einzelnen Blogs geschaltet werden können.

payperpostEinen neuen Ansatz verfolgt PayPerPost: Blogger sollen für Beiträge über Produkte bezahlt werden.

With PayPerPost™ advertisers are willing to pay you to post on topics. Search through a list of topics, make a blog posting, get your content approved, and get paid.

Der offerierte Nutzen für Unternehmen soll sein „…to create buzz, build traffic, gain link backs for search engine ranking, syndicate content and much more„.

Interessanterweise wirbt PayPerPost mit „As seen in BusinessWeek“, doch bei meiner Suche bin ich lediglich auf den kritischen Artikel „Polluting the Blogosphere“ in der BusinessWeek gestoßen. Hier wird vor allem kritisiert, dass Blogger, die bei PayPerPost teilnehmen oft auf einen Disclaimer – also einen Hinweis, dass es sich um einen bezahlten Beitrag handelt, verzichten. In der Tat ist eine fehlende Transparenz schädlich für die Glaubwürdigkeit von Bloggern. Wenn sich dieses Konzept durchsetzten sollte, wäre man als Blog-Leser zunehmend unsicher, ob ein positiver Bericht in einem Blog wirklich auf persönlicher Erfahrung basiert und die Meinung des Bloggers widerspiegelt oder er nur dafür bezahlt wird.
So wie sich das Angebot auf der Website liest und da Claims wie „Easy money…go buy a burger or something“ benutzt werden, ist die Zielgruppe auf Seite der Blogger auch eher die jüngere Blogger-Schar. Auch wenn dieses Angebot sicherlich genutzt werden wird, bezweifle ich persönlich, dass sich in Deutschland viele Blogger darauf einlassen würden, da hierzulande eine eher Werbe- bzw. Marketing-kritische Haltung festzustellen ist. Wie sich dies jedoch in der nächsten Zeit mit der Zunahme der Anzahl von Blogs entwickeln wird, wird sich zeigen.

Update 12.07.2006:
Nun ist das Problem des fehlenden Disclaimers bei bezahlten Blog-Beiträgen doch ziemlich schnell in Deutschland angekommen: Für den Markteinstieg von Ask.com wurden Blogger dafür bezahlt, dass sie darüber schreiben. Jedoch wurde teilweise gänzlich auf einen Hinweis, dass für den Beitrag bezahlt wurde verzichtet oder es wurde von Kooperationen ect. gesprochen. Wie weit der Einfluss auf die Blog-Beiträge ist, ist beim popkulurjunkie zu sehen, der einen kritischen Beitrag wieder gelöscht hat, der der Agentur nicht gefiel. [via Robert Basic]

Medienrevolution oder doch nicht?

Bei der Veranstaltung „Die heimliche Medienrevolution“ in Lehmanns Buchhandlung stellte Erik Möller die zweite Auflage seines Buches vor. Anschließend an den Vortrag gab es eine Diskussion Gesprächsrunde mit Volker Grassmuck, Markus Beckedahl von Netzpolitik / Newthinking und Johnny Häusler von Spreeblick.

Es ging vor allem um die Themen Urheberrecht, Creative Commens, freie Software und ob Blogs Katalysator einer Medienrevolution sein können. Es kam auch mal wieder die überflüssige Diskussion auf, ob Blogs nun Journalismus sind, oder nicht. Meiner persönlichen Meinung nach sind die allermeisten Blogger keine Journalisten und wollen auch gar nicht sein.

Das Thema „Strategien zum Geldverdienen mit Blogs“, das mich persönlich am meisten interessiert, ist in der Diskussion ein wenig kurz gekommen. Johnny Häusler hat seine Position zu Sponsoring durch Vertrauen, das auf Qualität basiert dargelegt.

Zum Erfolg von Blogposts meinte er zynisch ironisch

„Es muss dämlich und lustig sein, dann kommt es an.“

Es wurde auch über den potentiellen Erfolg von deutschen Blog-Netzwerken (wie Spreeblick) gesprochen. Die Prognose liegt nahe, wenn man die Top 10 z.B. bei technorati betrachtet und feststellt, dass dort zumeist Gruppen-Blogs bzw. Blog-Netzwerke zu finden sind.
Für mich stellen sich da die Fragen: Relativiert sich mit dieser Entwicklung nicht die Medienrevolution, wenn die erfolgreichen Blogs fast ausschließlich von professionellen Anbietern betrieben werden? Steht also die Konzepte von Grassroot und bottom-up kommerziellem Erfolg entgegen?

Corporate Blogging-Tipps

Immer wieder lässt sich jemand dazu hinreißen komplexe Themen auf eine simple Dos- and Don’ts-Lists oder eine Tipp-Listen zu reduzieren.

Hier eine Link-Liste zum Thema Corporate Blogging:

Corporate Blogging Links

Die Firma Cymfony hat eine Liste mit Links zum Thema Corporate Blogging zusammengestellt. Neben zwei eigenen Dokumenten wird auf andere Studien, wie Comscores Behaviors of the Blogosphere, Backbones Corporate Blogging Survey und Pew Internets State of the Blogosphere, sowie themenrelevante Blog-Beiträge verlinkt.

Die beiden PDFs, die von Cymfony selbst erstellt wurden, sind inhaltlich eher oberflächlich und sind daher eher für Themen-Einsteiger interessant. „Glossary of Terms“ ist ein Glossar zum Thema Blogs, das in je ein, zwei Sätzen Begriffe von Audioblog bis XML erklärt. Das Dokument „Tools for Searching, Monitoring and Analyzing Blogs“ verspricht viel, stellt jedoch lediglich die gängigen Blog-Such-Tool, sowie verschiedene News- RSS-Reader als „Tools for Monitoring/Analyzing Blogs“ vor.