Beim Symposium „Tourismus in neuen Medien im Alpen-Adria-Raum“ (Presseinfo) in Klagenfurt war ich eingeladen, über die Zukunft des Tourismusmarketings zu sprechen.
Ohne Glaskugel ist es jedoch schwierig, die Zukunft vorherzusagen. Allerdings sagt William Gibson „The future is already here – it’s just not very evenly distributed.“ Im Falle des digitalen Tourismusmarketings kann dies bedeuten, dass viele innovative Projekte bereits umgesetzt wurden, die zeigen, in welche Richtung sich die Branche entwickeln wird.
Für den Vortrag habe ich die aus meiner Sicht für das Tourismusmarketing wichtigsten Trends zusammengefasst und mit Beispielen belegt. Die Klammer der aktuellen Entwicklungen habe ich als „digitale Nähe“ bezeichnet. Hier die Folien meines Vortrags:
Facebook – das Potenzial nutzen
Letztes Wochenende habe ich beim Castlecamp in Kaprun teilgenommen. Bei dem Barcamp mit spezieller Ausrichtung auf die Schnittmenge zwischen Tourismus und Internet gab es viele interessant, angeregte und anregende Diskussionen – sowohl in den Sessions als auch in den Pausen.
Ich habe den Vortrag „Facebook – das Potenzial nutzen“ gehalten. Meine These ist, dass wir in Unternehmen oder Destinationen diese Social Networking-Plattform noch nicht wirklich gezielt nutzen und damit das Potenzial nicht ausschöpfen. Hier mein Benchmark mit ein paar Anregungen und Inspirationen für Facebook Fan-Pages:
Blogposts über das Castlecamp von Sieghard Preis, Mathias Roskos, Jochen Hencke, Martin Schobert und anderen.
Mein Beitrag im ÖW Travel2.0-Guide: Inhalte auf die Online-Reise schicken
Für die zweite Ausgabe des Travel2.0-Guides der Österreich Werbung (PDF-Link) durfte ich einen Beitrag beisteuern. Darin habe ich über die Wichtigkeit des Bereitstellens von Inhalte im Tourismus gesprochen. Allerdings die geannten Multiplikationseffekte auch auf andere Branchen anzuwenden.
Hier mein Beitrag:
Vor einiger Zeit habe ich beim Besuch einer Veranstaltung folgende Beobachtung gemacht: jedes Mal, wenn ein Gast sein Handy oder eine Kamera zückte, um ein Foto zu machen, war sofort ein Angestellter zur Stelle, um den Gast zu bitten, dies zu unterlassen.
Spontan überlegte ich, was mit den Fotos passieren könnte: die Gäste könnten die Fotos ausdrucken und ihren Freunden und Bekannten zeigen, sie können sie ins Internet stellen oder in ein Social Network hochladen und die Fotos dort mit ihrer Community teilen. All dies würde durch die Verbreitung der Fotos zu mehr Aufmerksamkeit für die Veranstaltung führen. Somit hat der Veranstalter die Chance vergeben seine Gäste als Multiplikatoren zu nutzen und die Veranstaltung bekannter zu machen.
Eine hohe Online-Sichtbarkeit ist die Voraussetzung, dass Angebote wahrgenommen werden – sei es eine Veranstaltung, eine Destination oder ein Angebot eines Hotels. Für touristische Leistungsträger wie auch für Destinationen ist daher die Online-Verbreitung ihrer Inhalte, wie Texte, Bilder, Wanderrouten und so weiter, ein wichtiges Ziel. Daher die Empfehlung:
Lassen Sie Ihre Inhalte verteilen
Um Inhalte im Internet zu verbreiten, können Sie sich als Anbieter von Ihren Gästen unterstützen lassen. Urlaubsbilder haben bereits jetzt einen hohen Anteil an Bildern in Social Networks. Dies kann auch gezielt eingesetzt werden, indem Gäste darum gebeten werden, ihre Bilder auf der Plattform ihrer Wahl hochzuladen – seien es Foto-Communities wie Flickr und Panoramio oder ein Social Network wie Facebook. Somit wird ein Gast zu einem Multiplikator für die Destination oder den jeweiligen Leistungsträger. Darüber hinaus ist die Glaubwürdigkeit der von Gästen erstellten Inhalte in der Community sehr hoch ist, da es sich nicht um Marketingbotschaften, sondern um echte Erlebnisse handelt.
Wenn Sie also Ihre Gäste gezielt darum bitten, Inhalte ihres Urlaubs ins Internet zu stellen, wird die Sichtbarkeit Ihres Angebots im Internet stark zunehmen und die Inhalte werden stärker verteilt, als Sie es alleine tun könnten.
Doch auch Sie selbst können zu einer noch stärkeren Verbreitung Ihrer Inhalte beitragen:
Verteilen Sie Ihre Inhalte
Wenn Sie Inhalte veröffentlichen, ist der Normalfall, dass alle Rechte bei Ihnen als Urheber liegen. Die Folge davon ist, dass diese Inhalte von Dritten nicht genutzt werden können. Eine Verwendung beispielsweise eines Fotos von Ihrer Website auf einer anderen Website ist nicht erlaubt.
Wenn Sie wollen, dass Ihre Inhalte auf anderen Websites, Blogs oder Communities verwendet werden und Ihr Anbgebot dadurch bekannter gemacht wird, müssen sie dafür die Voraussetzung schaffen. Durch die Verwendung von Creative Commons-Lizenz ermöglichen Sie, dass Ihre Inhalte stärker im Web verteilt werden. Durch dieses Lizenz-Modell können Sie als Urheber einem Dritten Rechte gewähren, wobei Sie selbst definieren können, was andere mit Ihren Werken unter welchen Bedingungen tun dürfen. Creative Commons ist somit ein Mittelweg zwischen absolutem Copyright („All Rights Reserved“) und der bedingungslosen Gewährung aller Rechte an Dritte („Public Domain“). Beispielsweise kann definiert werden, ob Fotos kommerziell genutzt werden können, Texte verändert werden dürfen oder ob Sie als Autor genannt werden müssen.
Was bringt die Nutzung von Creative Commons Ihnen als Urheber? Das Wichtigste ist, dass die Voraussetzung dafür geschaffen wird, dass Ihre Inhalte weiterverwendet und somit ohne weiteres Zutun verbreitet werden können. Beispielsweise können Bilder Ihrer Destinationen in Blogs oder Social Networks veröffentlicht werden, wobei dem jeweiligen Internetuser durch Creative Commons klar gezeigt wird, dass er zur Verbreitung der Inhalte eingeladen ist und dies auch rechtlich tun darf.
Wenn Sie also die Inhalte Ihres Angebots unter Creative Commons-Lizenz veröffentlichen wollen, ist dies sehr einfach: suchen Sie sich eine Lizenz auf www.creativecommons.org aus und geben Sie dise bei den Inhalten an.
Saure Gurken, Bewertungsplattformen und asymmetrische Informationen
Bewertungsplattformen wie Holidaycheck, Tripadvisor oder TrispByTips erfreuen sich bei Internet-Nutzern und Gästen großer Beliebtheit, wohingegen sie bei so manchem touristischen Leistungsträger, also Hotelier etc., als geschäftsschädigend gelten.
Diese Plattformen nehmen jedoch im Tourismus eine wichtige Rolle ein, da sie dem potenziellen Gast Vertrauen und Sicherheit geben und somit auch die Wahrscheinlichkeit des Buchens erhöhen können. Bevor der Gast nicht beispielsweise in einem Hotel war, weiß er – im Gegensatz zu dem Hotelier – nicht, was ihn erwartet. Dies nennt man in der Wirtschafswissenschaft „Asymmetrische Information“ und wurde von Akerlof mit dem „Saure Gurken Problem“ beschrieben. Der Zustand kann zu einem Marktversagen führen, wenn – in diesem Beispiel – der Gast aufgrund fehlenden Vertrauens nicht bucht. Diese Asymmetrie kann jedoch durch Bewertungsplattformen in Form von Erfahrungsberichten von Gästen, die beispielsweise ein Hotel besucht haben, ausgeglichen werden. Somit entsteht eine Win-Win-Situation (sorry für das Buzzword), bei der sowohl der Gast als auch der Leistungs-Anbieter profitieren.
Nun sind allerdings Bewertungsplattformen auch nicht perfekt und können manipuliert werden. Vor kurzem ist erst bekannt geworden, dass der Computer-Hardware-Hersteller Belkin User bezahlt hat, positive Bewertungen auf Plattformen zu verfassen (Hintergrund hier). Dies ist sicher kein Einzelfall und in Summe können Aktionen wie diese dazu führen, dass Internet-Nutzer das aufgebaute Vertrauen in User-Bewertungen verlieren, wodurch die Asymmetrie der Informationen wieder zunimmt.
Meiner Meinung nach ist die Aufgabe der Betreiber von Bewertungsplattformen, Manipulation so weit wie möglich zu verhindern. Auch der Anbieter ist jedoch nicht aus der Pflicht zu nehmen. Sicher hat er ein Interesse daran, dass die Ergebnisse zu seinem Angebot auf Bewertungsplattformen positiv sind, doch sollte er sich deshalb noch nicht dazu hinreißen lassen, Eintrage zu faken bzw. faken zu lassen. Was ein Leistungsträger hingegen sehr wohl tun kann, um seine Bewertungen zu beeinflussen, ist, seine Gäste dazu zu ermutigen bzw. aufzufordern, seine Leistungen im Internet zu bewerten. Somit kann er zumindest auf die Quantität der Einträge einen Einfluss auswirken, der Inhalt der Bewertungen wird jedoch weiterhin vom Gast selbst definiert.
Was tun im Social Web? Meine Session beim Tourismuscamp
Beim Tourismuscamp in Eichstätt habe ich eine Session gehalten zum Thema „Was tun im Social Web? Welche Tools passen zu welchen Zielen und welchen Zielgruppen?“ Für die Präsentation hatte ich eine Matrix entwickelt, die touristischen Akteuren (NTOs, LTO, DMOs, Hoteliers, …) helfen kann, Entscheidungen zu treffen, welche von den vielen Social Media Tools zu ihren jeweiligen Zielen und Zielgruppen passen.
Fokus der Präsentation war welche Technologien und nicht wie sie im Social Web eingesetzt werden können. Die Matrix kann als strukturierte Entscheidungshilfe denjenigen dienen, die mit dem Einsatz von Social Media-Maßnahmen noch nicht sehr vertraut sind.
Die Reaktionen auf die Session waren sehr unterschiedlich. Im Mittelpunkt der anschließenden Diskussion stand die Auseinandersetzung mit dem Begriff Zielgruppe. Hier wurde diskutiert, ob es noch Zielgruppen gibt und in wie weit die Differenzierung in verschiedene Zielgruppen durch die Überlappung von verschiedenen Rollen (Mitarbeiter, Partner, …) überhaupt noch im Marketing eingesetzt werden kann. Auch die Aussage „Der Gast ist unsere einzige Zielgruppe“ hat mir gezeigt, dass es unter den unterschiedlichen touristischen Akteuren sehr verschiedene Sichtweisen gibt.
Mir haben die Reaktionen geholfen, die unterschiedlichen Zugänge zum Thema nachzuvollziehen und mir Denkanstöße gegeben, wie das Modell weiterentwickelt werden kann. Ich freue mich über weiteres Feedback!