Das Castlecamp im Herbst und das Tourismuscamp im Frühjahr nehme ich jeweils zum Anlass, mir Gedanken über aktuelle Entwicklungen in digitalen Medien zu machen. Somit sind in den letzten Jahren einige Präsentation zustande gekommen.
Dieses Jahr habe ich mich mit einem Thema beschäftigt, in dem ich persönlich noch wenig Erfahrung habe: Die Verschmelzung von Internet und TV. In verschiedenen Seminaren habe ich zwar schon seit Monaten immer wieder über die Diversifikation der Online-Geräte (Computer, Smartphone, Tablet, TV etc.) gesprochen, doch hat mich der 2011er-Hype Cycle von Gartner erneut auf das Thema Internet-TV aufmerksam gemacht. Spannend finde ich, dass Gartner das Thema am „Peak of Inflated Expectations“ verortet, wobei es bei uns erst langsam wirklich breiter wahrgenommen wird.
Dies hat mich neugierig gemacht und mich dazu bewegt, für das Castlecamp einen Benchmark der Plattformen zu machen und dies als Katalysator für die Diskussion zu nutzen. Hier ein paar Fakten:
- Auch TV-Produzenten stellen App-Markets zur Verfügung.
- Über 5 Millionen Apps wurden für die TV-Geräte von Samsung heruntergeladen.
- Noch sind die beliebtesten Apps die Klassiker wie Youtube, Facebook, Google Maps etc.
- Jeder zweite verkaufte Fernseher hat einen Internet-Anschluss.
- Der Umsatz mit bezahlten TV-Apps steigt und wird auf $1.800 Mio im Jahr 2015 vorausgesagt.
Aufgabe von uns Onlinern
Meiner Meinung nach sind dies aktuell unsere Aufgaben, um uns für diesen neuen Kanal zu rüsten:
- Optimierung bestehender Websites CE-HTML
Aufwand: überschaubar - Syndikation von bestehendem Content: Kooperation mit bestehenden TV-App-Anbietern
Noch gibt es allerdings wenige Apps mit Reichweite neben Youtube etc. - Entwicklung eigener Formate: eigene Channels, Widgets, Apps etc.
Dies ist aktuell jedoch noch teuer, da für verschiedene Formate für unterschiedliche Hersteller die Inhalte speziell aufbereitet werden müssen.
In der Diskussion beim Castlecamp wurden noch diese Punkte aufgekommen:
- Verbreitung und Akzeptanz der TV-Apps ist noch gering.
- Aktuell ist die Bedienung per Tastatur umständlich und die Usability der Angebote schlecht.
- TV wird eher zum großen Bildschirm nach dem Prinzip „best screen available“.
- Linearer TV-Konsum wird noch weiter zurückgehen.
- TV-Werbung wird mehr personalisiert (wie Online).
- Online Inhalte müssen spezifisch für TV aufbereitet werden.
- Aktuelle TV-Apps etc. zeigen lediglich den Anfang der Entwicklung.
Meine Einschätzung
Ich persönlich schätze das Thema als strategisch extrem relevant ein. TV hat eine enorme Reichweite und immer noch einen extrem hohen Anteil an der Mediennutzung. Allerdings verändert sich der Medienkonsum auch mit dem Angebot und den bestehenden Möglichkeiten. Aufmerksamkeit lässt sich immer momentarisieren und ich bin fest der Überzeugung, dass sich das Segment TV durch die Verschmelzung mit dem Internet in den nächsten Jahren für einige die meisten Zielgruppen (ok – manche werden immer noch um 20 Uhr die Tagesschau gucken…) sehr stark verändern wird.
Der Status der Entwicklungen lässt sich IMHO mit dem Mobile Marketing vor ein paar Jahren vergleichen. Es gab keine wirklichen Standards (bis das iPhone ihn gesetzt hat), doch war allen klar, dass das Thema kommen wird.
Die Aufgabe von uns Onlinern wird es meiner Meinung nach zunehmend sein, in verschiedenen Bildschirmgrößen vom Smartphone, über Tablet und Computer bis zum Fernseher zu denken – und auch unsere Inhalte jeweils optimiert zu präsentieren. Und das ist eine Herausforderung!
Hier alle Folien der Session beim Castlecamp: