Anarchie vs. Blog-Marketing

Ob Blogs für Werbende zunehmend interessant werden oder gar bereits sind, wird in einem Artikel der FTD diskutiert.

Unter anderem wird Volker Nickel vom Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft zitiert:

Die Vorstellung, dass sich aus Internet-Blogs ein Werbeträger entwickeln würde, muss man skeptisch sehen. (…) Vielmehr seien Blogger speziell an dem Thema interessiert, mit dem sich das jeweilige Forum beschäftige. (…) Solange Blogs anarchischen Charakter haben, halten sich die Firmen zurück.

Hier wird meiner Meinung nach zu kurz gedacht. Richtig wird erkannt, dass Blogger sich oft mit einem spezifischen Thema auseinandersetzen, doch genau darin liegt der potentielle Vorteil für Werbung in Blogs. In Blogs können somit Zielgruppen eingegrenzt und gezielt erreicht werden. Bereist 2004 wurde die Theorie des Long Tail von Chris Anderson mit dem Beispiel Musik (daher taste) so beschrieben:

Many of our assumptions about popular taste are actually artifacts of poor supply-and-demand matching – a market response to inefficient distribution.

Die Verteilung / Verbreitung der Werbung kann nun in Blogs erfolgen. Es werden zwar teilweise nur wenige, dafür jedoch interessante und interessierte User angesprochen.

Ein Blick z.B. in die USA zeigt, dass Werbung in Blogs zunehmend eingesetzt wird. Da im deutschsprachigen Raum der Long Tail jedoch noch nicht so long ist, dauert es wohl noch ein wenig, bis das Potential erkannt wird.
Im Gegensatz zum ZAW haben andere, wie zum Beispiel Newsaktuell.de jedoch verstanden, dass hier ein Werbemarkt entsteht und bieten dazu bereits Seminare an.

First Mover Advantage

In der Ausgabe vom 20.02.2006 des New York Magazine findet sich der Artikel „Blogs to Riches“ über Blogger und ihre Reichweiten. Interessant ist die Analyse der meist verlinkten Blogs:

First-movers get a crucial leg up in this kind of power-law system. (…) If you look at the list of the most-linked-to blogs on the top 100 as ranked by Technorati (…) many of those at the top were first-movers, the pioneers in their fields.

Wenn dies überhaupt auf Corporate Blogs übertragbar ist, wäre die Schlussfolgerung, dass es sich lohnt, frühzeitig, also vor der Konkurrenz, ein Blog zu starten. So kann die wachsende Verlinkung genutzt werden und als Erster ist es leichter möglich, ein Thema zu besetzen.
Allerdings ändern sich auch die A-Listen, z.B. bei technorati ständig und auch ein First Mover Advantage kann verspielt werden. Denn die Metapher „A blog is like a shark: If it stops moving, it dies“ stimmt: Blogleser sind – wie Internetuser allgemein – nicht sehr loyal. Wer nicht regelmäßig bloggt, wird auch nicht mehr gelesen und verlinkt.
Wenn man sich die Veränderung der Liste der populärsten Blogger ansieht, wird auch ein Wechsel zu massentauglichen Themen sichtbar. Waren vor zwei Jahren vor allem Computer-Geeks vorne, haben sich vermehrt Blooger zu Mainstream-Themen an die Spitze gesetzt.

Warum ersetzten Blogs traditionelle Intranets?

Diese Frage wird unter anderem in einem Businessweek- Artikel besprochen und so beantwortet:

They’re a snap to set up, and cheap to run. (…) This means that while traditional corporate Intranets are static, blogs generate conversation.

Interessant ist die auch Strategie von Janet Maurice (Webmasterin von Cannondale) für öffentliche Blogs. Zuerst sollen die „Brand Manager“ und ihre Teams bloggen. Dann sollen so genannte „trust-blogger“ und „untrusted bloggers“, deren Beiträge erst redigiert werden sollen, folgen. Sie begründet diesen Weg so:

With every great technology comes the fear that it might go out of control.

Ob das der richtige Weg für eine offene und authentische Kommunikation ist, bezweifle ich. Natürlich birgt eine unkontrollierte Kommunikation Risiken, doch auch das Potential, Glaubwürdigkeit zu erlangen. Wenn ein Unternehmen seinen MitarbeiterInnen nicht traut, sollte es auch keine externen Blogs führen. Corporate Blogging passt eben nicht zu jedem Unternehmen und zu jeder Unternehmenskultur.

Keine Social Software in Intranets?

Jakob Nielsen hat die besten Intranets 2006 gekürt. Darunter sind mehrere deutsche Unternehmen, wie Allianz, Altana und die Metro Group. Dr. Nielsen ist Usability-Experte und beschäftigt sich mit Intranets seit 1997.

Die komplette Studie kostet $148 und ist hier erhältlich.

Seine Zusammenfassung 2006 ist

This year, we saw increased use of multimedia, e-learning, internal blogs, and mobile access. Winning companies also encouraged consistent design by emphasizing training for content contributors.

Zwar sieht er Blogs als Trend, meint jedoch auch

Despite considerable Web hype, however, we’re not seeing much business blogging in most companies.

Was mich wundert ist, dass Nielsen mit keinem Wort Wikis oder Wikisysteme erwähnt. Natürlich sind Wikis nicht für den Einsatz z.B. im Supply Chain Management geeignet, doch vor allem durch die einfach Nutzung sind Wikis für den Einsatz in Intranets, vor allem im Wissensmanagement, eigentlich prädestiniert und bereits etabliert.

Corporate Blogging Links

Die Firma Cymfony hat eine Liste mit Links zum Thema Corporate Blogging zusammengestellt. Neben zwei eigenen Dokumenten wird auf andere Studien, wie Comscores Behaviors of the Blogosphere, Backbones Corporate Blogging Survey und Pew Internets State of the Blogosphere, sowie themenrelevante Blog-Beiträge verlinkt.

Die beiden PDFs, die von Cymfony selbst erstellt wurden, sind inhaltlich eher oberflächlich und sind daher eher für Themen-Einsteiger interessant. „Glossary of Terms“ ist ein Glossar zum Thema Blogs, das in je ein, zwei Sätzen Begriffe von Audioblog bis XML erklärt. Das Dokument „Tools for Searching, Monitoring and Analyzing Blogs“ verspricht viel, stellt jedoch lediglich die gängigen Blog-Such-Tool, sowie verschiedene News- RSS-Reader als „Tools for Monitoring/Analyzing Blogs“ vor.

Videocast-Werbung bei Ebay

Auf Ebay gab es schon öfter Auktionen, die gleichzeitig auch Marketing-Aktion waren. Auch die Idee Werbefläche auf Internetseiten online zu versteigern, wurde bereits ausgereizt und diskutiert.

rockedboom.
Nun hat Rocketboom, ein Videocast-Projekt aus New York, unter dem Titel „BE FIRST TO ADVERTISE ON ROCKETBOOM“ fünf Werbespots für $ 40.000 versteigert.

rockedboom bei ebay

Im Vlog vom 10. Februar sagt Amanda Congdon vom Rocketboom-Team

We always wanted to make Rocketboom sustainable and something we could do fulltime. Our experiment with Ebay: the response was a lot more genernous and positive than I imagined.

und auch dieser Hinweis klingt danach, dass nach einer nachhaltigen Finanzierung gesucht wird und Ebay nur ein Mittel war, darauf aufmerksam zu machen:

If you are interested in advertising on Rocketboom, but prefer not to participate in this auction, please contact hello@rocketboom.com for more information. We are open to hearing your ideas. Perhaps your already have a stellar ad that we’d love to play!

In der Auktionsbeschreibung wird vor allem auf die Reichweite und den Bekanntheitsgrad von Rocketboom hingewiesen. Demnach hat das Videocast täglich mindestens 130.000 Zuschauer, ist Rocketboom auf Platz 159 der am häufigsten verlinkten Blogs bei technorati und in den Top100 der iTunes Podcats.

Sind demnach die Vergleichswerte im Social Software-Umfeld der Verlinkungsgrad und das Ranking? Für den Werbetreibenden sind jedoch wohl die Zuschauerzahlen und damit die Reichweite und die Kosten pro Zuschauer interessanter.

[via Blogspotting]

Gleich viele Blogleser

Die Ergebnisse einer im Dezember 2005 durchgeführten Umfrage von Gallup wurden heute veröffentlicht. Laut der Studie stagniert der Anteil der AmerikanerInnen, die gelegentlich Blogs lesen bei ca. 20 Prozent – zwei Drittel der Befragten lesen nie Blogs.

Hier die Zahlen im Detail:

Anteil der blogleser

Bei den Internet-Aktivitäten kommen Blogs und Video-Podcasts (Vodcasts, oder Video Webcasts) erst an elfter und zwölfter Stelle.

Hier die häufigsten Aktivitäten:
internet activity

Wie aussagekräftig die Studie ist, kann ich nicht beurteilen (die Stichprobe scheint mir mit 1,013 Befragten relativ gering), doch auch z.B. Ebay lebt mit den 7% bei „Buying or selling products in online auctions“ nicht schlecht. Trotzdem überrascht mich die Stagnation schon etwas. Heißt das, dass die Anzahl der User, die sich potentiell für Blogs interessieren auf ein Fünftel der Internetnutzer beschränkt ist?

[via PR Blogger]

Coke lives Oplympic

Coca-Cola hat zu den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin ein Blog-Projekt gestartet.

Now Blogging from Italy: „Torino Conversations“ with International Journalism Students

Read commentary from college journalism students and graduates as they describe the colorful scene at Torino 2006, and share your own opinions with the world as the XX Olympic Winter Games roll on. The special Weblog awaits at www.torinoconversations.coca-cola.com.

Dies sind die ersten öffentlichen Blogs, die Coke betreibt und das Feedback ([1], [2], [3]) der Blogosphäre ist bisher recht positiv.

Erstes Highlight ist ein kurzes Interview als Podcast mit dem CEO von Coca-Cola E. Neville Isdell. Dabei wurde er von einer Bloggerin zu dem Claim „Live Olympic“ gefragt „How do you personally live olympic“:

I used to run, but when you get to me age, you just walk.

Es bleibt abzuwarten, ob sich dieses und ähnliche Projekte in die Blogosphäre „integrieren“ lassen. Die ersten Blog-Posts klingen sehr authentisch und auffällig ist auch, dass sich Coke hier dezent im Hintergrund hält.

Hinweis: Ich habe für knallgrau an dem Projekt mitgearbeitet.

Feedburner API

Der RSS-Service Feedburner hat eine API namens FeedFlare veröffentlicht:

The FeedFlare API (FlareAPI) allows anyone to develop new FeedFlare units that tag, share, and interact with syndicated content, wherever it goes. Using FlareAPI to create new units can be as simple as displaying a link to related content, or as powerful as incorporating another web service.

Wie bereits Google, Flickr und andere ermöglicht Feedburner damit Programmierern, rund um den Service eigene Applikationen zu entwickeln. Starthilfe sollen hierbei 101 Ideen wie z.B. Integration von Instant Messaging, Ranking und Rating sein.

Dass nette Dinge dabei herauskommen, wenn verschiedenste Leute mit verschiedenen Perspektiven auf eine API losgelassen werden, hat man ja bereits bei Google gesehen. Wir können also gespannt sein, welche Services rund um Feedburner entwickelt werden.

Social Software bei IBM

Auf der Lotousphere 2006 hat IBM im Januar erneut Einblick in Forschungsprojekte gewährt. Der Redakteur der Computerwoche Wolfgang Sommergut hat die Veranstaltung besucht und schreibt darüber in seinem Blog.

Die Aktivitäten von IBM im Social Software-Umfeld sind schon länger bekannt:

  • Es gibt eine Reihe Entwickler-Blogs als Community-Tool. Hierbei wird jedoch kritisiert, dass das Feedback-Potential von Blogs nicht genügend genutzt wird.
  • Eine Blog-Monitoring-Lösung genannt „Public Image Monitoring Solution“, die es Unternehmen ermöglichen soll, ihre öffentliche Wahrnehmung in Blogs und im Web zu analysieren.
  • Ein Social-Bookmarking-Manager namens Dogear, der wie z.B. deli.ico.us den Usern erlaubt, Websites zu bookmarken, zu taggen und mit anderen zu teilen. Die Bookmarks können auch per RSS abonniert werden. Die Software wird bereits genutzt, wurde jedoch nur für den internen Gebrauch entwickelt.
  • QEDWiki, auch Appliki genannt, ist, im Gegensatz zu normalen Wiki-Lösungen, eine Plattform, in der sich verschiedene Web-Anwendungen mittels XML-API zusammenführen lassen.
  • LiveBook ist ein auf Open Office basierendes Tool, das kollaboratives Arbeiten ermöglicht.