Sind Weblogs als Meinungsmacher überschätzt?

Sowohl Wissenschaftler als auch als auch die meisten PR-Praktiker, die sich mit Weblogs und Unternehmenskommunikation auseinandersetzen, konstatieren eine gewisse Macht der Blogger und deren Einfluss auf den öffentlichen Meinungsbildungsprozess.

Dr. Mark Eisenegger, der sich mit Issues Management schon länger beschäftigt, sieht dies anders. Seiner Meinung (PDF) nach werden Weblogs im öffentlichen Meinungsbildungsprozess aus verschiedenen Gründen überschätzt. Hier seine Thesen und jeweils meine Anmerkungen dazu:

1. Weblogs zielen auf Meinungsartikulation und nicht auf Themensetzung (Agenda Setting) ab.
Er zitiert Luhmann: „Themen, nicht Meinungen, haben in der Kommunikation vorrangige Bedeutung.“ und meint, dass sich Weblogs primär an die Themen der klassischen Medien halten. Die Agenda-Setting-Funktion von Weblogs sei eingeschränkt.

Ja, in Weblogs werden Meinungen zu Themen aus klassischen Medien geäußert, doch nicht ausschließlich. Auch wenn die Kommunikationsrationalität von Weblogs nicht dezidiert auf Themensetzung ausgerichtet ist, können innerhalb der Blogosphäre Themen entstehen, die in die öffentliche Wahrnehmung diffundieren.

2. Allein durch die Masse haben Weblogs noch keine Relevanz für den öffentlichen Kommunikationsprozess.
Nach seiner Ansicht verknappt sich die Aufmerksamkeit der Rezipienten mit der zunehmenden Anzahl von Weblogs und konzentriert sich auf wenige A-Blogger oder Meinungsführer-Blogs. Auch stellt Eisenegger die These auf, dass diese „reputierten Blogger (…) häufig eine institutionalisierte Anbindung an den etablierten Journalismus aufweisen.

Ja, die Aufmerksamkeit ist ein Long Tail, aber interessante Themen verbreiten sich in der Blogosphäre schnell, werden dann von A-Bloggern aufgegriffen und erreichen somit auch öffentliche Aufmerksamkeit.
In den Top-20 der A-Blogger hat nur maximal ein Viertel eine Anbindung an den Journalismus aufzuweisen.

3. Weblogs haben ein Glaubwürdigkeitsproblem
Durch den fehlenden Bezug zu etablierten (Medien-)Marken könne keine positive Reputation abgeleitet werden. Darüber hinaus gäbe es viele anonyme Blogger und eine fehlende Qualitätsroutine.

Laut der größten deutschen Weblogbefragung (PDF) von Jan Schmidt geben über 70% Hinweise auf ihre Identität und über ein Drittel geben auf einer speziellen Seite persönliche Informationen an. Die persönliche Art der Kommunikation und die zumeist mit einer wirklichen Person verbundenen Informationen erzeugen – meiner Meinung nach – eher Glaubwürdigkeit beim Rezipienten. Darüber hinaus es verschiedenste Blogger bereits geschafft eine eigene Marke zu entwickeln.

4. Blog-Themen werden im traditionellen Journalismusnur nur gering wahrgenommen.
Themen aus Blogs müssten mehr in traditionellen Medien aufgegriffen werden, um relevant zu sein. Laut Eisenegger gibt es eine „Reduktion der öffentlichen Aufmerksamkeit auf die immergleichen Fallbeispiele effektiver Blog-Kommunikation.

Ja, die meisten in Blogs diskutierten Themen verlassen die Blogosphäre nicht. Mit der stetigen Zunahme der Anzahl der Blogger und Blog-Leser steigt aber auch die öffentliche Wahrnehmung. Es gibt auch bereits eine Reihe von Beispielen, wo Themen, die in Blogs aufgekommen sind, in klassischen Medien aufgegriffen wurden. Durch die zunehmende Verzahnung von Blogs und klassischen Medien (siehe z.B. AP) erhalten Blogs zusätzliche Aufmerksamkeit.

5. Die Vernetzungsfunktion von Weblogs wird überschätzt.
Empirisch könne eine effektive Informations- und Issue-diffusion nicht nachgewiesen werden.

6. Die Dialogkommunikation durch Blogs kann negative Folgen haben.
Probleme der Blog-Dialogkommunikation können das Risiko unkontrollierbarer Komplexitätssteigerung der Organisationskommunikation haben.

Ja, durch Blogs zu kommunizieren kann eine personelle Herausforderung für Unternehmen sein, aber auch eine Form der Marktforschung. Hier muss abgewogen werden, ob sich der zeitliche Aufwand lohnt und ob das Feedback der Stakeholder effektiv genutzt werden kann oder nicht.


Und wie ist Ihre Meinung?

Erliegen PR- und Blog-Berater sowie Wissenschaftler dem Hype? Haben Weblogs einen Einfluss auf die Bildung der öffentlichen Meinung? Oder werden Blogs einfach nur überschätzt?

Elemente des Internet-Monitorings

Cameron Olthuis hat eine Liste „10 things you should be monitoring“ erstellt:

  1. Name des Unternehmens
  2. URL des Unternehmens wie die Links zur Unternehmens-Website
  3. Relevante Personen des Unternehmens
  4. Namen der Produkte
  5. URL von Produkt-Websites wie die Incoming-Links
  6. Branchenbezogene Blogs, Foren
  7. Mitarbeiter-Blogs
  8. Relevante Konversationen in Blogs und Kommentaren
  9. Das Marken-Image
  10. Konkurrenten

Jeremiah Owyang hat noch Dienste wie Flickr, del.icio.us und Digg in seiner Liste ergänzt und merkt richtigerweise an, dass die Aufgabe, die genannten Punkte zu monitoren, in einem kleinen Unternehmen bereits einen Halbtags-Job ausfüllt. Seine Tipps sind: Die Produkt-Teams sollten geschult werden, selbst „zuhören“ und es sollte eine Feedback-Funktion eingerichtet werden, mittels derer Kunden unternehmensrelevante Links mitteilen können.

Meiner Meinung nach reicht das alles jedoch nicht aus und ist weder effektiv noch effizient: Der Rat von Olthuis „Track everything“ führt dazu, dass die Masse an gefundenen Links den Verantwortlichen erschlägt und nicht die relevanten Informationen herausfiltern lässt. Darüberhinaus ist auch der Aufwand mittels normalen Web-Suchdiensten sehr hoch.
Wie ich bereits geschrieben habe, ist für jedes etwas größere Unternehmen eine professionelle Lösung wohl eher angebracht und zukünftig auch nötig.

Neue Herausforderungen durch User Generated Content

Immer wieder rede und schreibe ich über die neuen Potentiale und Herausforderungen durch Social Software für Unternehmen. Wie diese Herausforderungen aussehen, ist nicht immer leicht zu erfassen und dadurch machen manche Unternehmen gravierende Fehler.

Internet-Nutzer können so einfach wie nie zuvor selbst Inhalte – in Blogs, Foren oder auf Wikipedia – produzieren, die auch eine relativ große Reichweite und Öffentlichkeit erlangen. Um sich den daraus resultierenden Herausforderungen stellen zu können sind folgende Schritte nötig:

1. Sehen
Das Unternehmen muss sehen, was vor sich geht. Das heißt, es muss eine systematische Beobachtung von relevanten Seiten mittels Monitoring erfolgen.

2. Verstehen
Wenn ein Unternehmen relevante Inhalte findet, müssen diese auch eingeordnet, bewertet und damit verstanden werden. Der systematische Ansatz hierfür ist das Issues Management.

3. Handeln
Erst wenn die ersten beiden Aufgaben erledigt sind, sollte auch eine Handlung erfolgen, denn ist diese nicht adäquat, wird sie kontraproduktive Auswirkungen (wie im Fall Transparency International) haben.

„Neue Herausforderungen durch User Generated Content“ weiterlesen

Fragebogen zur Glaubwürdigkeit von Weblogs

von Markus Ilhan wurde ich gebeten seinen Fragebogen zu seiner Diplomarbeit zu verlinken:

Die Weblog-Leser sollen dabei ein bestimmtes Weblog auf unterschiedliche Qualitäts- und Glaubwürdigkeitskriterien bewerten. Anschließend soll anhand einer Regressionasanalyse herausgefunden werden welchen Einfluss bestimmte Qualitätskriterien auf bestimmte Glaubwürdigkeitskriterien haben.

Über den Sinn solcher Befragungen wurde schon einiges geschrieben und auch ich habe meine Zweifel, ob ein solches Schubladendenken valide Ergebnisse bringen kann. Bereits die erste Frage zu dem Blog, auf dem der Fragebogen verlinkt ist, fällt mir schwer zu beantworten:

  • Das Weblog reagiert schnell auf aktuelle Themen.
  • Das Weblog ist für mich die wichtigste Informationsquelle, wenn es um aktuelle Ereignisse geht.
  • Das Weblog weckt Aufmerksamkeit für bestimmte Angelegenheiten.
  • Zu aktuellen Angelegenheiten kann ich mich in dem Weblog gut informieren.
  • Das Weblog macht die Gesellschaft auf bestimmte Ereignisse aufmerksam.
  • Das Weblog reagiert schnell auf aktuelle Ereignisse.
  • Das Weblog bringt neue Themen an die Öffentlichkeit.
  • Das Weblog greift aktuelle Themen als erstes auf.
  • Das Weblog bringt neue Ereignisse an die Öffentlichkeit.

Keine der angeführten Möglichkeiten reflektiert zum Beispiel meine Intention dieses Blog zu führen. Trotzdem werde ich, schon aus Neugier, wie andere Diplomanden sich einem Thema nähern, den Fragebogen ausfüllen.

Der Issue-Lebenszyklus in der Blogosphäre

Dies ist eine Auseinandersetzung mit den Themen Issues, Issues Management und Blogs. Unter Issues Management ist „ein systematisches und strukturiertes Verfahren der Identifikation, Analyse und strategischen Beeinflussung von öffentlich relevanten Themen bzw. Erwartungen von Stakeholdern“ zu verstehen (Rötter, PDF).


Der klassische Issue-Lebenszyklus

Unternehmenskritische Themen-Karrieren werden mit dem Issue-Lebenszyklus beschreiben.
Im zeitlichen Verlauf werden hier die öffentliche Aufmerksamkeit, der Handlungsspielraum des Unternehmens und die Kosten für das Unternehmen idealtypisch im Bezug auf das Issue dargestellt. (Darstellung nach Liebl):

issue-lebenszyklus.jpg

Zu sehen ist, dass die Aufmerksamkeit exponentiell ansteigt, einen Höhepunkt erreicht, wieder abnimmt, doch auf einem bestimmten Level (vorerst) bleibt. Für Unternehmen nimmt der Handlungsspielraum – also der Einfluss auf den Verlauf eines Issues – von Beginn der öffentlichen Thematisierung sehr schnell ab, wobei die Kosten für die Bewältigung sehr stark ansteigen.

Der Issue-Verlauf in der Blogosphäre
Dies ist der Verlauf des Issues „Transparency International“ in der Blogosphäre gemessen mit technorati an Blog-Beiträgen, die „Transparency International“ enthalten:
ti_technorati.jpg

Ich denke, dass dieser Verlauf typisch für Entwicklungen von populären Themen in der Blogosphäre ist. Die Anzahl der Beiträge steigt schnell und stark, jedoch wird das Thema auch sehr schnell wieder fallen gelassen.

Klassischer Issue-Lebenszyklus und Issues in der Blogosphäre
Nach Liebls Auffassung folgen die wenigsten Issues dem gezeigten idealtypischen Verlauf, doch stelle ich die These auf, dass populäre Issues in der Blogosphäre diesen Gesetzmäßigkeiten zumeist folgen.

Wendet man nun die Grafik von Liebl auf den Verlauf des Issues „Transparency International“ an, sieht das so aus:

issue-lebenszyklus_ti.jpg

Aufmerksamkeit in der Blogosphäre

Die öffentliche Aufmerksamkeit wird nicht nur durch die Blog-Beiträge erzeugt, sondern auch und vor allem durch die Blog-Leser.

  • Aufmerksamkeit in der Blogosphäre = Blog-Beiträge + Blog-Leser

Wird ein Blog-Beitrag veröffentlicht, wird er zunächst von den regelmäßigen Besuchern gelesen und in den Kommentaren diskutiert – dies geschieht allerdings mit einer gewissen Zeitverzögerung.
Auch langfristig tragen Blogs zu der Aufmerksamkeit eines Themas bei. Durch die gute Sichtbarkeit in Suchmaschinen (Erklärung hier) werden Blog-Beiträge gut gefunden und dadurch auch von Internet-Usern gelesen, die keine regelmäßigen Blog-Leser sind. Beispielsweise findet man unter den ersten zehn Google-Ergebnissen bei dem Suchbegriff „Transparency International“ momentan sechs Beiträge aus Blogs oder über den Vorfall.
ti_google.jpg


Offene Fragen

Es bleibt zu untersuchen, ob es in Blogs auch „schwache Signale“ gibt, die in der Vor-Krisen-Phase erkannt werden können, oder ob die Signale von Unternehmen selbst zu verantworten sind – also die Unternehmen selbst die Auslöser sind.
Auch wenn der Verlauf von Issues in der Blogosphäre dem gezeigten Modell folgt, bleibt zu beantworten, welche Faktoren den Verlauf der Themen-Karriere beeinflussen, um den Verlauf prognostizieren oder gar beeinflussen zu können.

SZ über Krisen und Krisenkommunikation: Gefangen im Netz

Die Süddeutsche Zeitung schreibt über Unternehmenskrisen, die ihren Ursprung im Internet haben und geht dabei auch explizit auf Weblogs ein:

In den vergangenen Jahren haben sich vor allem private Weblogs, die man am ehesten als öffentlich Internet-Tagebücher beschreiben kann, für Unternehmen als Herausforderung entwickelt. Die Betreiber der Weblogs, Blogger genannt, können durch gegenseitige Verlinkungen innerhalb kürzester Zeit Informationen durch das Internet schicken.

Auch wird gesagt, dass die Unternehmen bei der Krisenkommunikation im Internet immer wieder dieselben Fehler machen. Wie in dem Fall Don Alphonso vs. Johannsen + Kretschmer klar wurde, geht es schlicht um Ehrlichkeit – radikale Ehrlichkeit. Alles andere wird von der Blogosphäre sowieso aufgedeckt und nicht toleriert. Es wird aber wohl noch eine Weile dauern, bis Unternehmen die nötigen Erfahrungen gemacht haben und nicht dieselben Fehler wieder machen.
Auch Klaus-Peter Johanssen von besagter Agentur kommt zu Wort: „Das beste Mittel gegen eine Krise ist Prävention.“ Doch dass auch das nicht immer ausreicht, hat er selbst erfahren müssen. Ein Update zu dieser Krise gibt es bei Martin Röll.

[via Meinungsmacherblog]

Blogger beeinflussen Meinungen und Kaufentscheidungen

Nach einer Studie von Jupiter hat User Generated Content einen großen Einfluss auf Marken:

The Internet enables users among the growing online population to post personal content to an easily accessible public forum. When published thoughts or opinions relate to experiences as a consumer, the power of marketers‘ well-crafted brand communication can be undermined. With increasing cases of consumers‘ brand dissatisfaction hitting the Web, marketers must confront this form of consumer empowerment.

The Power of the few
Laut der Studie sind die meisten (53%) europäischen Internet-Nutzer zwar eher passiv, doch fast ein viertel (24%) beteiligen sich an Foren oder beitreiben ein eigenes Weblog. Die Anzahl der Nutzer, die sich aktiv beteiligen sind zwar noch relativ klein, doch haben diese Nutzer eine große Reichweite und großen Einfluss.

Der Autor der Studie schreibt:

Organisations ignoring community-based influencers face the danger of small-scale disgruntlement being exposed to a mass audience, resulting in a disproportionately large-scale public relations problem that can directly affect their bottom line

Konsequenz für Unternehmen
Unternehmen müssen sich der Herausforderung stellen, dass aktive Internet-Nutzer über das Unternehmen und deren Produkte im Internet publizieren, eine beachtliche Zahl von anderen Nutzern erreichen und damit Einfluss auf die Reputation des Unternehmens haben.

Blogger und andere Autoren von User Generated Content sind somit als neue Bezugsgruppe der Unternehmenskommunikation zu sehen. Folglich müssen Unternehmen Strategien für den Umgang mit Bloggern entwickeln. Grundlage dafür ist, dass verstanden wird, wie die Blogosphäre funktioniert und welche Issues aktuell sind. Grundlage dafür ist ein effektives Blog Monitoring, aber auch Ansätze, wie auf Issues reagiert werden kann.

Darüber hinaus stellen Blogs auch eine neue Spielwiese für das Marketing dar. Wenn ein Blogger als potentieller Multiplikatoren identifiziert ist, bedeutet dies jedoch noch nicht, dass auch eine wie auch immer geartete Kooperation (Sponsoring, Banner, Text-Ads, …) erzielt werden kann. Blogger sind im Gegensatz zu klassischen Webmastern zumeist eher auf ihren eigenen Ruf und ihre Unabhängigkeit bedacht.

Etablierte Marketing-Ansätze sind Google-Text-Anzeigen, die allerdings wenig Spielraum für Individualisierung lassen und Blogads.com, wo Anzeigen zu Festpreisen gezielt auf einzelnen Blogs geschaltet werden können.

Quellen: electronic news, what pc

[via mircopersuasion]

Schon wieder ein PR-GAU durch Blogs?

Ob sich dieses Issue zu einem PR-GAU ausweitet ist heute noch nicht ersichtlich. Was den Fall besonders pikant macht, ist dass es sich um eine PR-Agentur handelt, die sich auch mit Weblogs, Blog-Monitoring und Krisenkommunikation auseinandersetzt:

Zentraler Bestandteil und zugleich Grundlage für den Issues Management Prozess ist das umfassende Monitoring aller relevanten Issues sowie das beständige Scanning, um neue Issues aufzuspüren. Dabei soll ausdrücklich betont werden, dass Issues nicht mit Medienthemen gleichzusetzen sind, denn die klassischen Massenmedien greifen Themen oft erst auf, wenn diese ihr „Erwachsenen-Stadium“ erreicht haben, das heißt einen ersten Höhepunkt ihrer Entwicklung ansteuern. (…)

Ein weiterer Schritt ist die kontinuierliche Beobachtung von Weblogs und deren Einbindung in das Issues Monitoring und Management einer Organisation, um möglichen Krisen präventiv zu begegnen. Ein dritter Schritt ist der Aufbau von Beziehungen zu Bloggern und die Diskussion in Weblogs.

Der Verlauf
Auf der Homepage der Agentur wurde Anfang April der zitierte Artikel verlinkt und eine Grafik des Buch-Covers von u.a. A-List-Blogger Don Alphonso vermeintlich ungefragt verwendet.

Dies hat Don herausgefordert zu testen, ob die Agentur effektives Blog-Monitoring betreibt und hat seinen Unmut in den Kommentaren eines anderen bekannten Bloggers kund getan, sein folgendes Handeln angekündigt. (12.April, 11:50 Uhr) und veröffentlichte den Vorfall in seinem Blog (12:25 Uhr).

Eine der Autorinnen kommentierte um 13:28 Uhr:

Wir haben selbstverständlich vor Veröffentlichung des Bildes dessen Verwendung bei Ihrem Verlag abgeklärt. Wir möchten uns bei Ihnen dennoch entschuldigen, dass wir das Bild des Covers beschnitten haben.

Wir haben das Bild vorerst von unserer Homepage entfernt.

Innerhalb von wenigen Stunden wurde das Issue von verschiedensten Blogger aufgenommen und kommentiert.

Um 16:54 Uhr kommentierte sie erneut:

… was in drei stunden in der blogosphäre alles so passiert! da wird geredet, viel geschimpft über kleine und große pr-agenturen in stadt und land, behauptet und geschmäht – und doch nicht kommuniziert.

Am 13. April veröffentlichte Don Alphonso ein Anschreibung an die Agentur in seinem Blog und stellt den Betrag von 250 € für die Benutzung des Bildes in Rechnung.

Es folgen viele Kommentare und Blogbeiträge, die über den Vorfall berichten, PR-Agenturen allgemein und Blog-Monitoring (Stasi-Methoden) im Speziellen kritisieren.


Blog-Monitoring als Schnüffelei?

Blog-Monitoring hat meiner Meinung nach nichts mit „Überwachung der freien Kommunikation freier Menschen“ zu tun, ist keine „Schnüffelei“ und „Meinungskontrolle“ und Blogs sind nicht harmlos und „tun keinem was“, wie Don Alphonso meint. Für Unternehmen stellen Blogs eine ernste Gefahr für das Image dar. Wie andere Fälle (Jamba, Transparency International) gezeigt haben, ist durch die Kommunikation oder Nicht-Kommunikation mit Bloggern bereits erheblicher Reputations-Schaden entstanden. Somit ist das Anliegen von Unternehmen, zu erfahren, was in Blogs über sie geschrieben wird, doch mehr als verständlich.

Issue erkannt – und dann?
Wie dieser Fall zeigt, ist Blog-Monitoring allein nicht der Schlüssel eine Krise abzuwenden, sondern lediglich der erste Schritt. Ob es nun zu einem PR-GAU durch eine noch größere Verbreitung in der Blogosphäre und sogar ein Überschwappen in die klassischen Medien kommt, bezweifle ich.
Doch die bedeutendere Frage ist: wie hätte dies alles verhindert werden können? Was hat die PR-Agentur bzw. deren Mitarbeiter falsch gemacht? Ist der Vorfall eskaliert, weil die Mitarbeiter falsch reagiert haben oder war der Verlauf vorgezeichnet und intendiert von einem einflussreichen Blogger?

Die größte Herausforderung bleibt für mich der Umgang mit Bloggern. Ignoriert man sie, fühlen sie sich provoziert – kommuniziert man (z.B. über Kommentare oder Emails) mit ihnen, kann man nur Fehler machen und wird auch kritisiert.

Aber wie macht man es richtig? Mir scheint auch meine Tipps greifen ein wenig zu kurz…

Case Study: Transparency International und die Blogosphäre

In meinem letzten Beitrag bin ich darauf eingegangen, wie Unternehmen auf Blog-Beiträge reagieren sollten. Ein Parade-Beispiel im Bereich des Issue-Managements für den falschen Umgang mit Bloggern und die Folgen ist das Verhalten von Transparency International Deutschland.

Der Blogeintrag
Eine Bloggerin hat über eine Freundin geschrieben, die bei TI gearbeitet hat und der gekündigt wurde. Der Beitrag ist eine subjektive Meinung einer einzelnen Person, der öffentlich zugänglich ist war und über dessen Wahrheitsgehalt ich nicht sagen kann.

Das Verhalten von Transparency International
Offensichtlich betreibt TI in irgendeiner Form Blog-Monitoring und wurde so auf den Beitrag aufmerksam. Als Reaktion auf den Blog-Beitrag, der in der Zwischenzeit gelöscht wurde, hat die NGO Transparency International eine „strafbewehrte Unterlassungserklärung und ggf. eine einstweilige Verfügung“ per Email und Brief angedroht.

Die NGO hätte auch die Kommentarfunktion nutzen können, um ihre Sicht darzulegen oder ggf. die Bloggerin freundlich bitten können, den Beitrag offline zu setzen. Doch durch das harsche Vorgehen hat die Organisation eine Reaktion der Blogosphäre provoziert, die sehr wohl vorauszusehen war.

Der zeitliche Verlauf

  • Am 13. Januar wurde der Beitrag verfasst und blieb ohne große Beachtung innerhalb der Blogosphäre.
  • Am 24. März hat die Bloggerin dann von der Reaktion von TI berichtet.
  • In den folgenden Tagen berichteten viele Blogger und darunter einige der meistgelesenen Blogs über den Vorfall.
  • Am 26. März ist „Transparency International“ die häufigste Suche bei der Blog-Suchmaschine technorati.

Die Folgen
Transparency International hat auf einen Beitrag unangemessen reagiert, damit Reaktionen provoziert und die Blogosphäre offensichtlich unterschätzt. Die Folgen sind ein klarer Image-Verlust und man kann bereits jetzt den Vorfall als PR-Gau bezeichnen.

Eine NGO, die sich „Integrität, Verantwortlichkeit, Transparenz und Partizipation der Zivilgesellschaft“ auf die Fahnen schreibt und dies nicht lebt, muss damit rechnen, kritisiert zu werden. Eine als nicht angemessen und überzogen wahrgenommene Reaktion provoziert noch mehr Kritik. Da Glaubwürdigkeit für eine NGO sehr wichtig ist, sollte diese nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt und mit Kanonen auf Spatzen geschossen werden.

Die rasend schnelle Verbreitung innerhalb der Blog-Community war absehbar. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Thema in die klassischen Medien diffundieren und damit noch mehr Aufmerksamkeit bekommen wird.

Darüber hinaus werden sehr bald auch in klassischen Suchmaschinen beim Stichwort „Transparency International“ viele (negative) Blog-Beiträge relativ weit oben erscheinen, was dazu führt, dass das Thema langfristig sichtbar bleibt.

Wie Unternehmen auf Blog-Beiträge reagieren sollten

aus Online Reputation Monitoring Beginners Guide:

 

Wenn der Inhalt des Beitrag nicht korrekt ist:

  • Bitten Sie um die Rücknahme bzw. Löschung des Beitrages und um die Zusendung von Beweisen.
  • Bieten Sie an, Blogger zukünftig zu informieren.
  • Wenn Sie darauf keine Antworten bekommen, können Sie in Erwägung ziehen, den Inhalt in den Kommentaren zu korrigieren, wobei dies der letzte Schritt sein sollte.
  • Wenn Sie eigene Kommentare schreiben, niemals unter falschem Namen.

 

Wenn der Inhalt des Beitrag wahr, aber negativ ist:

  • Schreiben Sie dem Autor Ihre Sicht.
  • Erklären Sie, wie Sie die Situation sehen.
  • Schreiben Sie einen Kommentar, zeigen Sie Ihre Bereitschaft Fragen per Email zu beantworten und versuchen Sie so die Konversation offline weiter zu führen.

 

Meine Tipps:

  • Versuchen Sie offen zu kommunizieren, denn wenn Sie dies nicht tun, wird die Gesamtheit der Blogosphäre dies bestimmt herausfinden und es wird noch mehr Kritik geben.
  • Seinen Sie sensibel im Umgang mit Bloggern.
  • Bevor Sie mit einem Blogger in Kontakt treten, versuchen Sie so viel wie möglich über ihn und die geeignete Form der Kommunikation heraus zu finden.
  • Senden Sie Bloggern niemals ohne deren Zustimmung Informationen über Ihre Produkte oder Ihr Unternehmen. Sie werden definitiv als „Spammer“ dargestellt werden.
  • Eine Abmahnung ist definitiv der letzte Schritt und Sie müssen damit rechnen, dass dies innerhalb der Blogosphäre diskutiert werden wird.