Case Study: Transparency International und die Blogosphäre

In meinem letzten Beitrag bin ich darauf eingegangen, wie Unternehmen auf Blog-Beiträge reagieren sollten. Ein Parade-Beispiel im Bereich des Issue-Managements für den falschen Umgang mit Bloggern und die Folgen ist das Verhalten von Transparency International Deutschland.

Der Blogeintrag
Eine Bloggerin hat über eine Freundin geschrieben, die bei TI gearbeitet hat und der gekündigt wurde. Der Beitrag ist eine subjektive Meinung einer einzelnen Person, der öffentlich zugänglich ist war und über dessen Wahrheitsgehalt ich nicht sagen kann.

Das Verhalten von Transparency International
Offensichtlich betreibt TI in irgendeiner Form Blog-Monitoring und wurde so auf den Beitrag aufmerksam. Als Reaktion auf den Blog-Beitrag, der in der Zwischenzeit gelöscht wurde, hat die NGO Transparency International eine „strafbewehrte Unterlassungserklärung und ggf. eine einstweilige Verfügung“ per Email und Brief angedroht.

Die NGO hätte auch die Kommentarfunktion nutzen können, um ihre Sicht darzulegen oder ggf. die Bloggerin freundlich bitten können, den Beitrag offline zu setzen. Doch durch das harsche Vorgehen hat die Organisation eine Reaktion der Blogosphäre provoziert, die sehr wohl vorauszusehen war.

Der zeitliche Verlauf

  • Am 13. Januar wurde der Beitrag verfasst und blieb ohne große Beachtung innerhalb der Blogosphäre.
  • Am 24. März hat die Bloggerin dann von der Reaktion von TI berichtet.
  • In den folgenden Tagen berichteten viele Blogger und darunter einige der meistgelesenen Blogs über den Vorfall.
  • Am 26. März ist „Transparency International“ die häufigste Suche bei der Blog-Suchmaschine technorati.

Die Folgen
Transparency International hat auf einen Beitrag unangemessen reagiert, damit Reaktionen provoziert und die Blogosphäre offensichtlich unterschätzt. Die Folgen sind ein klarer Image-Verlust und man kann bereits jetzt den Vorfall als PR-Gau bezeichnen.

Eine NGO, die sich „Integrität, Verantwortlichkeit, Transparenz und Partizipation der Zivilgesellschaft“ auf die Fahnen schreibt und dies nicht lebt, muss damit rechnen, kritisiert zu werden. Eine als nicht angemessen und überzogen wahrgenommene Reaktion provoziert noch mehr Kritik. Da Glaubwürdigkeit für eine NGO sehr wichtig ist, sollte diese nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt und mit Kanonen auf Spatzen geschossen werden.

Die rasend schnelle Verbreitung innerhalb der Blog-Community war absehbar. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Thema in die klassischen Medien diffundieren und damit noch mehr Aufmerksamkeit bekommen wird.

Darüber hinaus werden sehr bald auch in klassischen Suchmaschinen beim Stichwort „Transparency International“ viele (negative) Blog-Beiträge relativ weit oben erscheinen, was dazu führt, dass das Thema langfristig sichtbar bleibt.