Nie mehr Relaunch – Die Corporate Website als Prozess verstehen
veröffentlich am 27. Mai 2014
Hier mein Gastkommentar für werbeplanung.at zum Thema Website Relaunch:
Zum x-ten Mal in meinem Berufsleben bin ich gerade in einem Website-Relaunch-Projekt. Das ist für uns Onliner immer sehr spannend: sich alles ganz neu überlegen, endlich mal alte Zöpfe abschneiden und all die schönen, coolen Ideen und Features unterbringen, die man schon immer haben wollte.
Sowohl für Agenturen als auch für Unternehmen ist es quasi Routine geworden, dass alle paar Jahre das Design und die Technik von Corporate Websites gekübelt und neugemacht werden. Oft wird auch gleich der Anlass dazu genutzt, den Content mal wieder anzuschauen und zu überarbeiten.
Offenbar haben wir gelernt, dass die Halbwertszeit von Websites irgendwo zwischen drei und fünf Jahren liegt.
Aber was wollen wir eigentlich?
Über die Ziele von Unternehmenswebsites könnte man viel schreiben – hier nur sehr kurz: Prinzipiell geht es meistens um Information, Branding und Conversion und die jeweiligen KPIs (Key Performance Indicator) helfen zu sehen, ob wir uns die richtige Richtung entwickeln.
Doch was passiert dann bei einem Relaunch? Bewegen wir uns damit nach vorne oder zurück? Alles ist neu nach dem Relaunch und ein Rückschluss von Wirkung auf Ursache ist nicht mehr wirklich möglich. Die KPIs verändern sich – aber warum?!? Wieso ist jetzt die Verweildauer höher? Warum ging der organische Traffic runter? Warum ist die Absprungrate auf den Produktseiten so hoch? Liegt’s am Content? An der Ladezeit? Am Template? All das ist nicht mehr klar zu beantworten, da alles anders ist und es somit es an vielen unterschiedlichen Faktoren liegen kann, dass sich die Kennzahlen verändert haben.
Beta als Dauerzustand
Meiner Meinung nach sollten wir unsere Websites somit eher als Hypothese betrachten. Das heißt, dass jede Headline, jedes Modul und jede Box als zu testende Option gesehen wird. Alles muss sich beweisen und besser schlägt gut. Sobald ein Element sich als besser herausstellt, wird es ausgerollt.
Heißt das, dass sich unsere Websites ständig ändern? Ja! Aber es bedeutet nicht, dass sich jeden Tag alles ändert und die Änderungen werden auch in kleinen für den User gut verdaubaren Schritten gemacht.
Wenn wir jedoch wirklich kundenorientiert sein wollen, müssen wir auch die Chance nutzen, die uns in digitalen Medien zur Verfügung steht, und in den endlosen Zyklus „Machen, Messen , Optimieren“ einsteigen. Macht das so viel Spaß, wie eine Website from scratch neu zu denken? Nein, aber es hilft, eine Website in kleinen Schritten kontinuierlich zu verbessern und unsere KPIs zu verbessern!
Aber wie?
Glücklicherweise gibt es für diesen Ansatz eine ganze Reihe von Tools, die uns unterstützen, an die nötigen Informationen zu kommen, um unsere Websites ständig besser zu machen.
Prinzipiell hilft schon oft ein Blick ins Analytics, um zu sehen, welcher Content wie performt, wo Abbruchraten oder Ausstiege besonders hoch sind etc. Das zeigt bereits genug Optimierungspotenzial auf.
Hilfreich sind auch Tools wie Optimizely für A/B-Testing und Clicktale für Maus-Heatmaps. Damit lernt man meiner Meinung nach recht schnell sehr viel über seine User.
Wer eher masochistisch veranlagt ist, dem kann ich es empfehlen, bei Usability-Tests dabei zu sein, bei denen Website getestet werden, die man selbst gemacht bzw. verantwortet hat. Hier bekommt man ein qualitatives und ungeschöntes Feedback, was bitte optimiert werden sollte.
Somit wird eine Website eher ein Prozess, als ein Ergebnis. Fertig wird die Website also daher nie und uns wird auch ohne Relaunch nicht fad.
Facebook und die Sunken Costs
veröffentlich am 14. März 2014
Seit Anfang des Jahres darf ich alle paar Wochen meine Gedanken zur digitalen Kommunikation auf Werbeplanung.at veröffentlichen. In meinem dritten Gastbeitrag habe ich mich dem Thema Facebook und dessen Effizienz im Marketing gewidmet. Der zugegebenermaßen etwas provokativer bzw. zynischer Kommentar spiegelt meine persönlichen Erfahrungen mit Facebook aus Marketing- / PR-Perspektive wider und stellt überspitzt formuliert die Frage, ob sich Facebook überhaupt als Kommunikations-Tool noch lohnt:
Die Facebook-Evangelisten haben uns offensichtlich überzeugt: heute sind wir alle auf Facebook – von der Pizzeria am Eck bis zum Großkonzern. Innovativ ist das schon lange nicht mehr und zahlt sich das heute überhaupt noch aus?
Am Anfang stand die Gratis-Hoffnung
Als wir angefangen haben, irgendwann zwischen 2008 und 2011, hatten wir die Hoffnung auf einen neuen Marketing-Kanal, der sowohl modern, als auch gratis ist. Auf jeder Konferenz und in jedem Magazin wurde uns erzählt, dass hier die Zukunft der Kommunikation mit unseren Zielgruppen liegen würde. Die großen Wachstumsraten haben uns ermutigt und wir hofften, das würde so weiter gehen. Wir bekamen Reichweiten, die, wenn man sie in TKPs umrechnete, unschlagbar günstig waren – sowohl für die klassischen Pinnwand-Postings, als auch für Facebook-Ads. (mehr …)
Wie verteile ich meine Ressourcen in meinen Online-Aktivitäten?
veröffentlich am 21. Februar 2012
In den letzten Jahren wurden zunehmend Budgets in den Online- bzw. Digital-Bereich verschoben. Innerhalb des Bereichs haben sich die Instrumente jedoch auch vervielfältigt: hatten Unternehmen vor ein paar Jahren “nur” eine Website zu erstellen und zu befüllen, betreiben viele jetzt zumeist noch ein paar Social Media-Profile und ggf. auch noch mobile Apps.
Nun ist das Budget für diesen ganzen Bereich zwar in den letzten Jahren größer geworden, doch stellt sich durch die zunehmende Anzahl an verschiedenen Instrumenten die Frage: Wie verteile ich innerhalb des Digital-Bereichs meine Ressourcen – also Budget und Personal?
Für viele Unternehmen ist diese Frage leicht zu beantworten: wir investieren dort, wo wir mit dem geringsten Einsatz die höchste Conversion erhalten. Wer noch etwas tiefer gehen möchte, kann den Ressourcen-Einsatz auch in Bezug zum Customer Lifetime Value setzen.
Diese Ansätze eignen sich jedoch nur für Unternehmen, bei denen in digitalen Kanälen eine Conversion – also zumeist ein Kauf – auch möglich ist.
Doch mit welchen Kennzahlen sollten Unternehmen ihre Ressourcen auf die einzelnen Online-Aktivitäten verteilen, die im Marketing eher auf Branding – also Bekanntheit und Image – ausgerichtet sind?
Mit dieser Frage hab ich mich im letzten halben Jahr intensiv für die Österreich Werbung auseinander gesetzt. Als nationale Tourismusorganisation ist unser Job, die Marke Urlaub in Österreich zu führen und Menschen international für das Urlaubsland zu begeistern. Natürlich leistet unser Marketing auch einen vertriebsunterstützenden Beitrag zur Wertschöpfung der touristischen Betriebe, doch ist eben eher das Branding unser Hauptziel – auch in den digitalen Kanälen.
Gemeinsam mit dem Institut für eTourismus Tourismuszukunft haben wir erarbeitet, wie wir künftig unsere Aktivitäten – von der Website über Kampagnen bis zu Social Media – bewerten. Diese Relationen werden uns bei der Gewichtung unserer Maßnahmen helfen:
Jetzt ist es uns möglich zu beantworten, in welcher Relation die einzelnen Kanäle bzgl. deren Wertigkeit stehen: was eine AdImpression im Vergleich zu einer Facebook-Impression im Vergleich zu einem Video-View im Vergleich zu einem Website-Zugriff Wert ist?
Auf diese Reihung sind wir gekommen, indem wir bei allen Kanälen jeweils die Aktionen (= User-Involvement), das Branding (Logo, visuelle Präsenz, Bilder etc.) und das Vertrauen (in den jeweiligen Kanal laut Nielsen ) multipliziert haben.
Somit können wir nun unsere Aktivitäten so aussteuern, dass wir unser Ziel erreichen, qualitativ hochwertige Markenkontaktpunkte zu generieren.
Beim Tourismuscamp im Januar habe ich dazu auch eine Präsentation gehalten. – hier die Folien:
Vom Vortrag gibt es auch ein Video. Jens und Julian von Tourismuszukunft haben über das Projekt auch einen Beitrag in ihrem Blog geschrieben: Messung des Online-Erfolgs von Destinationen anhand von Key Performance Indicators (KPI)